Schloss Schönefeld, Zeumerstraße 1, 04347 Leipzig
„Eskapaden und Komplotte“
Flucht vor Gesetz und Vergeltung
Johann Rosenmüller (1619–1684) studierte an der Leipziger Universität und trat eine Lehrerstelle an der Thomasschule an. 1655 wurde er wegen des Vorwurfs des unsittlichen Umgangs inhaftiert. Bevor die Untersuchungen begannen, floh Rosenmüller über Hamburg nach Venedig, wirkte da als Komponist, Posaunist am Markusdom und Kapellmeister am Ospedale della Pietà. Er hatte weiter Kontakte nach Deutschland z.B. an den Weimarer Hof und 1673 kam Johann Philipp Krieger als Schüler zu ihm. 1682 kehrte er als Hofkapellmeister des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel nach Deutschland zurück.
Antonio Alessandro Boncompagno Stradella (1643–1682) führte ein abenteuerliches Leben und musste wegen seiner Eskapaden zuerst Rom und dann auch Venedig verlassen. Er hatte eine Affäre mit der Geliebten eines einflussreichen Patriziers. Stradella floh mit ihr nach Turin, wo er schwer verletzt einem Mordanschlag entging. Nach seiner Genesung flog er nach Genua, wo er Carlo Ambrogio Lonati wiedertraf, mit dem er schon in Rom zusammengearbeitet hatte. 1682 wurde er von einem Unbekannten auf der Straße niedergestochen und verstarb.
Unser erstes Konzert nach der Sommerpause könnte auch „Krimikonzert“ genannt werden. Hier geht es um persönliche Vergeltung, um Fehltritte und um Flucht vor persönlichen Revanchen. Von Johann Rosenmüller, dessen Musik uns immer wieder neu begeistert, haben wir in unseren 30 Jahren Schönefelder Schlosskonzerte schon oft Sonaten aufgeführt.
In diesem Konzert soll es aber vor allem um die Freundschaft zwischen Carlo Ambrogio Lonati und Alessandro Stradella gehen. In diesem Zusammenhang mit Italien möchten wir auch an die berühmte Flucht von Giacomo Casanova aus den Bleikammern in Venedig erinnern. Casanova wurde 1725 in Venedig geboren und war als junger Mann auch als Violinist in seiner Heimatstadt tätig.
4. Konzert 2025 aus „Musik auf der Flucht“